Christi Himmelfahrt

Das folgende Manuskript gibt die Predigt nur in Stichworten und nur sehr vage wieder

 

Auflösung durch die Erlösung

Jede gute Geschichte braucht ein gutes Ende…

Ein Clou oder ein Happy End- oder eben eine Auflösung. Wozu war das Ganze gut?

Die Lesung aus der Apg. ist zwar der Anfang der Apg. aber eigentlich erzählt es zunächst das Ende der Jesusgeschichte. Sie ist vom selben Autor.

Lukasevangelium und Apg. wurden beide von Lukas geschrieben. Die Apg. ist sozusagen das Follow up oder die zweite Staffel der ersten erfolgreichen Staffel namens Jesus Christus.

Die erste hatte die Hauptstationen: Geboren in Bethlehem, gewandert durch Galiläa bis hinauf nach Jerusalem, Jünger um sich geschart, Wunder getan, Menschen von der Zukunft des Reiches Gottes erzählt, von Erlösung von den Unbillen menschlicher Natur, Tod auf Golgotha und Auferstehung.

Auferstehung war als vorletzte Episode von  Staffel 1 vorgesehen, den Schlussakkord sollte die Wiederkehr Jesu darstellen. Das hatte man erwartet. Das sollte geschehen- so hatten sie Jesus verstanden.

Aber nichts dergleichen geschah. Das Drehbuch wurde umgeschrieben. Man musste versuchen eine Auflösung zu finden, die mit den Realitäten abzugleichen war. Er war nach 30 Jahren noch nicht zurückgekommen. Was nun? Lukas, der sein Evangelium um das Jahr 60 verfasst haben soll und die Apostelgeschichte ein paar Jahre später, beschreibt dann das, was wir heute feiern: Die Himmelfahrt Jesu. Er beschreibt damit das, was die Wirklichkeit der zurückgebliebenen Gemeinschaft der Christusgläubigen war: Er war nicht mehr unter ihnen. Gleichzeitig aber hatten die Erfahrung gemacht, dass ihre Gemeinschaft wuchs- sie verstreute sich nicht im Winde, aus den ängstlichen Anfängen waren begeisterte Missionare geworden, die die neue Botschaft vom alten Gott Israels verbreiteten.

Für sie war Jesus eine Realität. Für sie war er da, obwohl er fort war. Er lebte weiter unter ihnen, machte sich durch das Wachsen der Anhängerschaft und durch die Faszination seiner Lehren bemerkbar. Seine Heimat war immer da, wo er sich zuhause fühlte: bei seinem Vater. Davon hatte er immer geredet. Seine Heimat war die Gemeinschaft mit Gott, so wie er sie auch für seine Jünger erwartete: Gemeinschaft mit Gott. Bei ihm sein ist das wahre Leben, die wirkliche Berufung jedes Menschen.

Die Himmelfahrt beschreibt diese geglaubte Realität der Jünger. Er war wieder in seiner Heimat, an seinem wahren Bestimmungsort und machte damit darauf aufmerksam, was der wahre Bestimmungsort JEDES Menschen ist, was seine Heimat ist: Die Gegenwart Gottes, die Gemeinschaft mit ihm.

Entscheidend war nicht mehr, wann er wiederkam- entscheidend war, dass er bei Gott war, bei seinem Vater und damit bezeugte, was die Bestimmung des Menschen ist: mit und bei Gott zu leben, die Trennung von Gott und Mensch aufzuheben, Reich Gottes herzustellen.

Jesus lebte damit schon die Realität, die für jeden Menschen gilt und gelten wird: vereint mit Gott zu leben. Dieses Band bestand schon immer, war aber in Vergessenheit geraten. Jesus hatte die Menschen wieder daran erinnert: Ihr seid nicht von Gott getrennt, Ihr seid immer mit ihm verbunden. Er gab diesem Band einen Namen: Heiliger Geist.

Und dieses Band macht sich bemerkbar unter denen, die daran glauben können, unter denen, die sich auf diesen Jesus berufen. Dieses Band ließ ihre Gemeinschaften wachsen, knüpfte Bande zwischen Menschen und Kulturen, die sich zuvor neutral oder gar feindlich gegenüberstanden und vereinte alle, die sich auf die zentralen Botschaften Jesu verständigen konnten.

Christi Himmelfahrt ist die Auflösung der Jesusgeschichte. Das Wissen um die neue Realität Jesu und mit ihm aller Menschen, die daraus besteht, ungetrennt mit Gott zu leben, ihn immer um sich zu wissen, war der Clou der Geschichte Jesu. Die Erlösung vom Leben ohne diese Gewissheit war der Höhepunkt dieser Geschichte. Die Erlösung war die Auflösung der Jesusgeschichte. Und gilt bis heute