Adventsgottesdienst der Senioren, 7. Dezember; Thema: Hl. Josef

Dass man so wenig vom Hl. Josef weiß hat sicher auch damit zu tun, dass er uns in der Hl. Schrift mit einer Eigenschaft dargestellt wird, die heute nicht mehr sehr populär ist:  Dem Hören.

Man könnte ein wenig boshaft sagen, dass heute eine der populärsten Eigenschaften das genaue Gegenteil ist: Das Plappern- das Schwätzen. Ich weiß noch als vor einigen Jahren das Internetnetzwerk Twitter aufkam. Über den Namen habe ich mich sehr gewundert: Wie kann man etwas, das ernstgenommen werden will „Gezwitscher“ oder „Geschnatter“ nennen? Aber das war offenbar kein Hindernis auf dem Weg zum Erfolg. Schwätzen, ob man Ahnung vom Thema hat oder nicht, ist heute nicht mehr das verpönte Gequatsche gelangweilter Nachbarn, sondern der Standard moderner Gesprächsführung. Auch wenn Twitter inzwischen X heißt, entspricht der frühere Titel derjenige, der dem wahren Charakter des Netzwerkes näherkommt- und eigentlich ein guter Gattungsname für alle bestehenden sog. Sozialen Netzwerke wäre. Denn das meiste, das dort veröffentlicht wird, ist doch bei näherem Hinsehen betrachtet, Dorfgeschwätz, wobei die ganze Welt zu einem Dorf geworden ist. Jeder darf seinen mehr oder weniger gehaltvollen Quatsch auf jeden Bildschirm bringen.

Nun stellen Sie sich mal den Hl. Josef bei Twitter vor. Was hätte er wohl getwittert? „Leute, meine Verlobte ist schwanger- und ich weiß nicht von wem, von mir jedenfalls nicht. Was soll ich tun?“ Z.B.- oder: „Die blöden Wirte in Bethlehem stellen uns keine Unterkunft zur Verfügung- fremdenfeindliches Pack“ oder: „Habe irren Traum gehabt- soll Maria und das Neugeborene nehmen und nach Ägypten fliehen. Ich glaube ich muss mal zum Psychiater“

Nein, so kann man sich den Hl. Josef nicht vorstellen. Seine Wahrheiten und Lebensgrundsätze hat er nicht in soz. Netzwerken, sondern im Nachdenken, im Festhalten an moralischen Grundsätzen und aus dem Verantwortungsgefühl seinen ihm anvertrauten Menschen gegenüber gemacht.

Josef schwätzte nicht, Josef hörte- auf die Stimme Gottes, auf die Not seiner Familie und auf sein Gewissen. Daraus zog er seine Schlüsse, hielt daran fest und setzte sie getreu um.

Aus dem Hören wurde dabei etwas, was heute ebenso unpopulär ist: das Gehorchen. Aus dem Hören und dem Horchen auf die Stimme Gottes, auf die Stimme der Not der anderen und der Stimme des eigenen Gewissens, erfolgte das Gehorchen. Das als notwendig Erkannte umsetzen, es auch tun. Davon hätte er kein Foto gepostet und aller Welt mitgeteilt wie toll er doch sei, sondern es einfach getan.

Wir haben eben gehört, von was der Hl. Josef alles Patron war: Twitter war nicht dabei. Dabei hätte er da ein großes Betätigungsfeld, um aus dem Geschwätz ein Gespräch werden zu lassen. Aber vielleicht würde das sogar den eifrigen und treuen Josef überfordern.

Aber wir können ihm ja helfen und  dem Lärm und dem Geschwafel unserer Tage immer mal wieder mit dem Hören auf Gottes Wort, dem Blick auf die Not der Armen und dem Gehorchen dem eigenen Gewissen gegenüber begegnen