16. Januar, 2. Sonntag im Jahreskreis

 

Gott sein Dank- wir haben gerade drei unterschiedliche Texte gehört, aus unterschiedlichen Zeiten und von unterschiedlichen Autoren. Und alle hatten etwas gemeinsam: Es waren positive Nachrichten.

Angefangen vom Jesajatext, der aus der Zeit stammt, in der Israel im 6 Jh. vor Christus zurückkehrt in das eigene Land und vor dem Neubau des Tempels steht. Eine Zeit des Aufbruchs und der Veränderung. Sicher nicht einfach, aber Jesaja beschreibt die Zusage Gottes, sich um sein Volk zu kümmern, ja, es sich zur Braut zu machen! Besser geht´s nicht.

 

Und dann Paulus in seinem Brief an die Korinther: auch damals in den ersten Jahren und Jahrzehnten nach Tod und Auferstehung Jesu waren die Zeiten unruhig. In den Gemeinden gab es höchst unterschiedliche Auffassungen, wie denn nun gemeint war, was Jesus gelebt hatte. Da wird es Grabenkämpfe und drohende Abspaltungen gegeben haben. Was macht Paulus daraus? Ein Lob der Verschiedenheit.

Er beklagt sich nicht darüber, dass die Menschen unterschiedlich sind, von unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Ausprägung und verschiedener Auffassung. Im Gegenteil: er freut sich darüber. Ihr habt alle andere Gnadengaben, wie er es nennt: ob nun Wunderkräfte, prophetisches Reden oder Weisheit, Krankheiten zu heilen oder die Geister zu unterscheiden. Für ihn ist das gut so. Ausdruck des EINEN Heiligen Geistes. Besser geht´s nicht.

 

Und das Evangelium? Aus Wasser wird Wein. Es sieht wie ein Zaubertrick aus und könnte auch so erzählt werden. Aber eigentlich geht es darum, Jesus als den kenntlich zu machen, der er ist: Gesandter Gottes, nein, mehr noch: Sohn Gottes und damit Gott selbst. Gott wendet sich dem Menschen zu. Aus Leid wird Freude, aus Not Glück, aus Wasser Wein. Besser geht´s nicht.

 

Gott sei Dank-

 

 

Viele von Ihnen werden als Startseite auf Ihrem Computer eine Nachrichtenseite haben oder ihn so eingerichtet haben, dass die Topnachrichten sie als breaking news oder was auch immer erreichen.

Nehmen sie aus DIESEN Texten mal drei heraus. Da kann man im Moment doch fast immer sagen: Schlimmer geht´s nicht.

 

Oder wer sich auch nur einmal ein wenig länger mit den Kommentarseiten der Zeitungen, oder auf facebook oder twitter beschäftigt wird sich oft genug mit Erschrecken über den Hass, der einem dort entgegenschlägt angewidert abwenden.

 

Was ist bloß los, dass Nachrichtenredaktionen sich dreimal überlegen müssen, was sie wie berichten, um nicht weitere Hasstiraden auszulösen, die in Gewalt in den Straßen enden könnten.

 

Erschütternd, was Journalisten darüber berichten, was ihnen an Häme, Drohungen  und Hass entgegenschlägt, wenn sie  sich ihrem Beruf entsprechend mit der Berichterstattung zu bestimmten Themen  in die Öffentlichkeit begeben. Schlimmer geht´s nicht, möchte man fast wieder sagen.

Da ist man als Priester noch gut dran, dem man höchstens Weltfremdheit oder Naivität vorwirft und ihn damit aber nicht wirklich ernst nimmt.

 

Die Welt ist gerade vergiftet. Die vielen Unsicherheiten, die uns im Moment umgeben hat viele Seelen mit Angst und Furcht ergriffen, hat sie nach Schuldigen suchen lassen. Und nun   werden alle, die anders denken, anders aussehen oder andere Meinungen äußern zum Sündenbock gemacht.  Und diese anderen dürfen dann mit Hass und Schmähungen bedroht werden.  Was für Zeiten.

 

Wie dankbar bin ich doch, gerade jetzt Priester sein zu dürfen, hier stehen zu dürfen und Ihnen statt der schlimmen Nachrichten, frohe Botschaft vorlesen zu dürfen. Wegen mir ist das naiv oder weltfremd, aber es ist ein meines Erachtens gutes Gegengift.

 

Richten wir doch noch einmal den Blick auf Jesaja und seine Zeit. Was damals vor gut 2 ½ tausend Jahren geschah war ebenfalls aufregend und beängstigend. Die nach Babylon verschleppten Eliten des Volkes wurden freigelassen, konnten zurückkehren. Zurück in ein Land, das ihnen fremd geworden war, ein Land, in dem andere die Führung übernommen hatten, ein Land, in dem sie nun die waren, die von außen eindrangen. Veränderungen über Veränderungen. Grund genug, sich zu sorgen oder zu fürchten. Aber der Prophet antwortet nicht mit Verfluchungen oder Verwünschungen, sondern mit: Man ruft dich mit einem neuen Namen, den der Mund des Herrn für dich bestimmt. Du wirst zu einer prächtigen Krone in der Hand des Herrn, zu einem königlichen Diadem in der Rechten deines Gottes. 

Nicht Angst und Furcht und daraus resultierender Hass bestimmen ihn, sondern Hoffnung, Mut und Optimismus.

 

Und Paulus? Er   war auf seinen Missionsreisen durch den Mittelmeerraum naturgemäß nicht in der Lage, jede neugegründete Gemeinde zu leiten und musste delegieren. Oft genug –und das geschah auch in Korinth- gab es während seiner Abwesenheit Grabenkämpfe. Man war sich nicht einig, wem man den nun folgen sollte, weil es immer wieder Leute gab, die sich als Meinungsführer aufschwangen und anderes durchsetzen wollten als das, was Paulus gewollt hatte. Es gab Auseinandersetzungen darüber, wer in den Gemeinden die Führung übernehmen sollte und welche Talente nun besonders christlich und hoch zu schätzen waren. Aus diesen Gegensätzen macht Paulus eine Tugend: Es ist gut so, dass ihr so unterschiedliches mitbringt und so unterschiedlich seid. Nutzt es, benutzt es nicht Euch damit gegenseitig klein zu machen, sondern groß zu machen. Freut Euch, dass der andere eine andere Fähigkeit mit in das Gesamte einbringt, dafür wird dieser sich über DEIN Talent freuen, das DU für das Gesamte einbringst.

 

Christen mögen naiv oder weltfremd sein. Aber ob deren Haltung wirklich mit naiv oder weltfremd richtig beschrieben ist, möchte ich anzweifeln.

Erst die positive Grundeinstellung eines Menschen ermöglicht seinem Gegenüber sich zu öffnen, die eigene Furcht loszulassen und damit die Welt zum Guten zu verändern. Die viel geschmähten Gutmenschen sind es, die anderen Hoffnung machen, sie nicht alleine lassen, ihnen einen Weg aus Misstrauen und Verzweiflung aufzeigen.

 

Diese sind im Moment nicht auf allen Seiten beliebt, weil sie nicht mit Stärke und Macht reagieren, weil sie nicht einfach mal dreinschlagen und mit Gegenaggression die Aggressiven zum Schweigen bringen wollen.

 

Nein, wir Gutmenschen- und dazu zähle ich überzeugte Christen einfach mal- reagieren nicht mit Macht, aber- haltet diese Haltung nicht für Ohnmacht. Die Liebe ist immer stärker als der Hass. Der Hass vernichtet, erst andere, dann sich selbst. Die Liebe baut auf, den anderen und mit ihm sich selbst.

Der Staat ist dafür da, das Recht einzufordern und durchzusetzen. Dieses Recht haben wir ihm als Bürger abgegeben, aus gutem Grund: Denn sonst regiert der Mob und aus Justiz wird Selbstjustiz. Deswegen ist es im Moment auch so wichtig, dass der Staat das Recht mit seinen Mitteln verteidigt und keine Räume zulässt, in denen dieses Recht nicht gilt.

Aber WIR als Christen sollen nicht das Recht durchsetzen, sondern die Liebe.

Da sind wir gefragt, jeder da, wo er steht, arbeitet, lebt und kommuniziert. Es bieten sich im Moment täglich Möglichkeiten im direkten Gespräch, in einem Posting auf facebook und in Mails dem Hass die Stirn zu bieten, sich nicht auf die Rattenfängerslogans einzulassen, so logisch und verführerisch sie an manchen Stellen auch wirken mögen.

Es bieten sich z.Zt. Tausende von Möglichkeiten, sich FÜR Menschen einzusetzen und nicht gegen Menschen.

Das geht aber nur, wenn wir unseren Kern, unser Inneres nicht vergiften lassen. Unser Gegenmittel ist die Botschaft der Bibel.

Es hilft, regelmäßig die Nachrichten aus den Medien mit den Nachrichten der Bibel zu unterbrechen. Eine tägliche Ration gelesener Verse aus dem Neuen Testament ist eine gute Medizin gegen die Kontaminierung durch die Furcht, die Angst und den Hass.

 

Unsere Botschaft ist die Frohe Botschaft. Sie gilt uneingeschränkt, sie gilt allen.

Besser geht´s nicht.