5. Sonntag d. Osterzeit, 28. April

Schön war´s gestern wieder- so empfanden es jedenfalls die meisten Eltern und Besucher, die Kinder waren auch ganz froh und auch die PR und der Pfarrer haben nach den Erstkommunionsgottesdiensten gesagt, dass es doch eine schöne Feier war.

Was auch immer sich hinter dem Wort „schöne Feier“ verbirgt, so darf man doch annehmen, dass die einen die Kinder ganz süß fanden, andere von  der Musik ganz angetan waren und wieder andere die PR und den Pfarrer  ganz nett fanden. Das haben Sie schön gemacht, heißt es dann. Andere werden sich an ihre Kindheit erinnert haben, mancher mit Wehmut auf die eigenen Kinder geschaut haben, dass diese nun auch schon so groß sind, dass sie zur Kommunion gehen können.

In der Regel bin ich ja bei solchen Feiern unter den Akteuren und habe keinen Abstand, um mir während des Gottesdienstes Gedanken über meine Eindrücke zu machen.

Vor zwei Wochen aber war ich zur EKfeier meines Patenkindes und war einfach  mal nur Teil einer auf das Kommunionkind stolzen Familie.

Während des Gottesdienstes, der sich in vielem kaum von unseren Feiern unterschied, habe ich mich doch manchmal gefragt, was wir denn da eigentlich machen?

Es kam mir alles ein wenig banal vor. Und das liegt sicher daran, dass eine solche Feier sich immer an Kinder UND Erwachsene richtet. Die Kinder stehen im Mittelpunkt, da sie ja an diesem Tag noch tiefer in die Gemeinschaft mit Gott hineingeführt werden. Und die Erwachsenen? Nun, die sollen natürlich auch angesprochen sein- diese stehen ja für die Gemeinde, die diese Kinder aufnimmt in ihre Glaubensgemeinschaft.

Aber irgendetwas passt da hinten und vorne nicht.

Die eigentliche Gottesdienstgemeinde ist bei diesen Messen in der Regel nur spärlich vertreten und der Glaube wird, weil sich die Feier ja an die Kinder richtet, für diese auf einfachere Inhalte heruntergekocht. So entsteht oft das Gefühl, dass ein paar Dompteure vorne die Kinder in der Zirkusmanege beschäftigen und der Rest der Gemeinde eher wie Zuschauer dabei sitzt und sich über das ein oder andere Bonmot amüsieren. Natürlich karikiere ich hier, aber das dient ja bekanntlich dazu, ein paar Dinge klarer zu sehen.

Vom Ursprung her gehört die Erstkommunion zusammen mit der Taufe und der Firmung zu den sogenannten Initiationssakramenten. Sie wurden nach einer langen Zeit der Vorbereitung alle drei zusammen nur an Erwachsene gespendet. Diese hatten vor die Gemeinde zu treten und ihren Glauben zu bekennen und die Gemeinde nahm den Bewerber dann in ihrer Mitte auf.

Äußerlich tun wir genau das immer noch: Es gibt eine Zeit der Vorbereitung und zum Erstkommuniontag treten die Bewerber vor die Gemeinde, bekennen den Glauben und werden aufgenommen. Der Unterschied ist nur: es sind keine Erwachsenen, die Bedeutung dessen, auf was sie sich mit der Zugehörigkeit zur Kirche einlassen, kann von ihnen noch gar nicht so genau erfasst werden und die Gemeinde empfindet sich nicht unbedingt als eine Aufnehmende, weil sie oft eher aus Familienmitgliedern der Kinder besteht als die normale Gottesdienstgemeinde repräsentiert.

Das muss man nicht schlimm finden und es hat ja auch seinen sehr eigenen, durchaus hohen Wert, dass die Kinder in diesem frühen Alter schon ein halbes Jahr intensiver Beschäftigung mit dem Glauben erleben und dabei auch noch eine erhebliche Zahl von Erwachsenen als Tischmütter und –väter ebenfalls den Glauben noch einmal neu betrachten kann.

 

Der Punkt, der mir aufgefallen war, war die Banalisierung. Das drückt sich auf vielfache Weise aus: Die Erstkommunion ist oft genug eher eine Feier der Kinder, die nun in einem Alter sind, wo sie keine Kleinkinder sind, sondern mit immer wacher werdendem Verstand die Welt be- und hinterfragen. Sie sind auf dem Weg zum Erwachsenwerden, auch wenn es noch einige Zeit hin ist. Es wird also ein wichtiger Zeitpunkt im Leben der Kinder gefeiert und nicht so sehr das Erleben und Eintauchen in die geistliche Gemeinschaft mit Gott. Wie denn auch? Wie sollen Kinder denn  begreifen, was da unserem Glauben nach wirklich geschieht: in Brot und Wein verbirgt sich dieser Jesus, will eins werden mit mir, erfüllt einen der alten Träume der Menschheit, Gott ganz nahe zu sein.

Mir wird in diesen Feiern immer auch die Frage ganz deutlich, was wir denn eigentlich wirklich glauben. Wie tief unser Vertrauen in diesen  Gott wirklich ist? Oder geben wir uns damit zufrieden, Gott als etwas zu verkünden, dass uns alle lieb hat, aber ansonsten keinerlei große Bedeutung hat.

In den Kindern sehe ich oft unseren eigenen Glauben, der zwar zu Erwachsenen gehört, aber eigentlich ein Kinderglaube ist. Der liebe Gott beschützt Dich und hilft Dir durch´s Leben, so könnte einer dieser Kernsätze des kindlichen Glaubens nennen. Klingt schön, ist aber für den Alltag nur selten von Bedeutung. Denn, und da müssen wir  doch alle ehrlich sein, meistens, dann wenn es drauf ankommt wird er doch eher nicht gefragt.

Spielt der Glaube eine Rolle bei unseren Lebensentscheidungen? Wenn es um Partnerwahl oder Berufswahl, um Karrieresprünge oder andere wichtige Stationen im Leben geht?

Wie sieht es da mit unserem Vertrauen auf die Führung Gottes aus? Sind uns da die Kinder nicht oft sogar voraus, weil sie eher sagen können, dass sie den lieben Gott um Hilfe bitten als wir das tun würden. Eher belächeln wir das doch. Wir kommen selten auf die Idee, Gott dabei zu konsultieren. Wer setzt sich schon hin und fragt im Gebet, ob er sich dies oder das für mein Leben vorstellt? Als freiheitliche, als autonome Menschen weigert sich etwas in uns, eine höhere Gewalt so für wahr und existent zu halten, dass wir ebendiese Gewalt befragen würden. Wer das tut wird doch eher als naiv angesehen.

 

Und auch wir Hauptamtlichen. Welchen Gott verkünden wir da eigentlich? Ja, den Gott der Liebe. Sie wissen, dass ich das nicht oft genug wiederholen kann.

Aber da gibt es doch noch den fordernden Gott, den Eifersüchtigen, den, der Einsatz einfordert. Da gibt es den rätselhaften Gott, der verborgene, der, den ich nicht verstehen kann. Da gibt es den Gott, der mich an sich ziehen will, der Gott, der das Leben gibt für seine Schafe, der Hirt, der uns vorangeht.

Wir haben Gott verkürzt, ihn erklärbar gemacht als wüssten wir genau wie er ist. Wir haben Gott in der Hand- und damit ist er eigentlich nicht mehr Gott.