Unterwegs nach Ostern –ein Fastenkalender, 10. März

 

 

 

 

 

Schon in meiner Kinderzeit war ich oft auf dem nahen Friedhof unterwegs. Es war eine alte, parkänhliche Anlage und dort habe ich im Sommer Gänseblümchen auf dem Rasen neben dem Grab meiner Schwester gepflückt und im Herbst Kastanien und Eicheln gesammelt. Der Weg zu den Gräbern gehörte für mich zum Leben dazu, damals noch ohne mir nähere Gedanken über dessen Endlichkeit zu machen.

 

Heute nutze ich ab und zu die Mittagspause, um die Wege des Cimitière d’Ixelles zu durchschreiten. Neben großen Flächen, auf denen sich eine schwere dunkle Steinplatte an die nächste reiht, gibt es dort auch Teile mit alten Baumbeständen, sowie Soldatengräber aus dem 1. und 2. Weltkrieg. Seit ich in Belgien wohne, sind mir diese Kriege in besonderer Weise ins Bewusstsein gerückt. Ich schaue mir die Lebensdaten der zumeist noch sehr jungen Männer an, und manchmal drückt der Grabstein auch das schmerzliche Gedenken der Familienangehörigen aus. Oft sind es auch unbekannte Soldaten verschiedener Nationen, die dort ihre letzte Ruhe gefunden haben.

 

Sie alle waren unterwegs, wurden auf einen Weg mit ungewissem Ziel geschickt, in der Hoffnung auf Befreiung von Besatzung und Gewalt. Ihr Weg endete mit dem Tod. Aber sie haben Spuren in der Welt hinterlassen und anderen den Weg geebnet.

 

Wir sind die Toten.

Vor wenigen Tagen noch
Lebten wir, fühlten den Morgen und sahen den leuchtenden Sonnenuntergang,
Liebten und wurden geliebt, und nun liegen wir
Auf Flanderns Feldern.

 

(aus „In Flanders Fields“ von John MacCraes)

Felicitas Green

 

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