Christi Himmelfahrt

Christi Himmelfahrt 2021

Ein Blick in die Medien macht es Tag für Tag deutlich: Dem Menschen ist alles möglich!

Mord und Totschlag fehlen da nicht, genauso wenig wie Glück, Erfolg, Liebe, Verstehen, Hass und Gewalt. Dem Menschen ist alles möglich.

 

Dem Menschen ist alles möglich: das könnte auch ein Satz sein, mit dem sich eine Grundaussage des heutigen Festes ausdrücken ließe.

Allerdings gehörten dann noch drei andere wichtige Worte als Ergänzung dazu: Sogar die Ewigkeit. Dem Menschen ist alles möglich, sogar die Ewigkeit. Das feiern wir heute.

 

Jeder weiß: Ob mir das Leben leichtfällt oder nicht, hängt entscheidend davon ab, wie ich über mich denke, hängt von meinem Selbstwertgefühl ab. Dieses deutsche Wort sagt es sehr deutlich: Selbstwertgefühl: Wie viel bin ich mir selbst wert? Sehe ich mich nur als ein kleines Rädchen im großen Getriebe dieser Welt? Als graue unbedeutende Maus? Oder weiß ich um meine Größe, meinen Wert?

 

„Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich“ heißt es im Buch Genesis. So hat Gott also am Anfang gesagt, so sagte er es am Anfang eines jeden menschlichen Lebens, so sagte er es bei Ihnen und so sagte er es bei mir.

Das klingt manchem Christen schon wieder nach „zu viel“. Als Christ ist man ja auf Demut getrimmt, darauf sich klein zu machen.

Es geht aber nicht darum, den Menschen in den Gottstatus zu erheben- dagegen spricht ja jeder klare Blick in jede Zeitung; es geht darum ihm seinen ureigenen Wert zu geben.  Und der ergibt sich aus dem, was die Bibel als Gottes Willen darstellt: Der Mensch ist nicht wertvoll und groß, weil er sich selbst wertvoll und groß macht, sondern weil Gott mich so gemacht hat. Ein riesiger Unterschied;

ein Unterschied auch zu der immer größer werdenden Tendenz zur Selbstoptimierung des Menschen. Wir glauben eben nicht wirklich daran, schon perfekt zu sein, wir meinen es immer noch erkämpfen zu müssen mit allerlei Tricks der Disziplinierung und mit erheblichem Aufwand von Forschung und Technik.

Die Vergötterung des Sportes und der Fitness und die frühkindliche Wissensvermittlung sind nur zwei Beispiele für das, was ich meine.

Ernst zu nehmender sind die Entwicklungen in der Genforschung und der pränatalen Medizin, die neben der Beseitigung von viel Leid auch die Möglichkeit bieten könnten, zukünftige Menschen nach dem Setzkastenprinzip zu produzieren.

Was das mit dem Fest Christi Himmelfahrt zu tun hat?

 

Wir sind mittendrin. Dem Menschen ist alles möglich, sogar die Ewigkeit.

 

Christi Himmelfahrt ist das Fest der Würde des Menschen.

Weil Jesus Christus, unser Bruder jetzt für immer seinen Platz im Himmel hat, was ja nichts anderes heißt als bei Gott,  deswegen haben auch wir unseren endgültigen Platz im Himmel. Dieser aufgefahrene Jesus nimmt den Menschen sozusagen mit in den Himmel, weil er der Mensch an sich ist, das Idealbild des Menschen, das Vorbild, aber eben auch der Bruder.  Durch ihn ist uns alles möglich, sogar die Ewigkeit.

Das ist unsere Würde, oder banaler gesagt: unser Selbstbewusstsein. Wir sind bei Gott zuhause, und Gott ist in uns Menschen zuhause. Diese Würde kann uns niemand nehmen: Keine Krankheit, kein Scheitern, kein sozialer Abstieg, nichts! Und vor allem: Diese Würde darf uns niemand nehmen, auch kein Forschungsinteresse, mag es noch so edel daherkommen.

Dem Menschen ist alles möglich, sogar die Ewigkeit. Das gilt es zu begreifen.

Der Verfasser des Epheserbriefes wünscht es uns, wenn er schreibt: „Er- Gott- erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn- Christus- berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.

Gott hat uns die Möglichkeit zur Ewigkeit gegeben. Das feiern wir heute. Und das ist zugleich die Richtschnur für alles, was dem Menschen möglich ist.

Ich möchte es noch einmal konkretisieren bzgl. der Fragen und Probleme, die uns in der näheren Zukunft beschäftigen werden:

Weil jeder Mensch eine Würde hat und zur Ewigkeit bestimmt ist, darf ich nicht im Namen der Würde des einen Menschen die Würde des anderen Menschen missachten. Das gilt in der Gentechnik und anderen Bereichen der Forschung genauso wie in meinem Reden über Flüchtlinge oder über Menschen, die abgerutscht sind und mit ihrer eigenen Würde Schindluder treiben.

Weil jeder Mensch eine Würde hat und zur Ewigkeit bestimmt ist, sollten wir Christen beim Kampf um die Würde jedes Menschen an vorderster Front stehen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ steht im Grundgesetzt Deutschlands- so könnte es auch in der Bibel stehen.

Wie sehe ich mich? Wie sehe ich den anderen? Meinen Nachbarn? Meinen Arbeitskollegen? Meinen Mitschüler? Den Menschen, der mir so quer liegt und den ich so gern wie Zahnschmerzen habe. Sehe ich auch in ihm den nach dem Abbild Gottes erschaffenen Menschen, ausgestattet mit einer unverwechselbaren Würde? Sehe ich auch in ihm den Menschen, dem die Ewigkeit möglich ist?

Christi Himmelfahrt- vorhin im Tagesgebet hieß es: „Allmächtiger Gott, erfülle uns mit Freude und Dankbarkeit, denn in der Himmelfahrt deines Sohnes hast du den Menschen erhöht. Schenke uns das feste Vertrauen, dass auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind, in die Christus uns vorausgegangen ist“ Genau das ist es: Wir sind nicht zu überbieten: Gott hat uns größer gemacht als alles andere. Das ist unsere Würde: Dem Menschen ist alles möglich, sogar die Ewigkeit!