Christi Himmelfahrt, 29. Mai
Christi Himmelfahrt
CH gehört wohl zu den Festen, die uns vom Verständnis her mit am schwersten fallen. Fragen Sie doch mal die anderen, was Sie genau darunter verstehen, oder fragen Sie sich selbst. Außer, dass Christus in den Himmel gefahren ist, werden Sie nicht sehr viel dazu hören.
Dabei ergibt die Erzählung selbst einige Hinweise, die als Schlüssel dienen können.
Da ist schon die Zahl 40- 40 Tage nach Ostern nämlich feiern wir dieses Fest.
40 ist eine Zahl, die immer etwas zum Abschluss bringt, eine Sache rundmacht. 40 Jahre zog Israel durch die Wüste, bevor es im gelobten Land ankam, 40 Tage verbrachte Jesus ebenfalls in der Wüste und nach dieser Zeit waren die Versuchungen, denen er dort ausgesetzt war, erfolgreich überstanden. 40 Tage begegnete der den Jüngern nach Ostern immer mal wieder- in einem Zustand, in dem er nicht immer gleich erkannt wurde. Er war irgendwie anders, und doch er selbst, ein Mensch noch der Erde und doch schon Gottes Sohn im Himmel. Er war ein Dazwischenmensch. Und am Tag seiner Himmelfahrt kam sein Wirken zum krönenden Ende. Dabei muss man sagen, sein irdisches Wirken als Jesus von Nazareth. Die Zahl 40 bezieht sich immer auf irdische Vorgänge. Für den Himmel werden andere Zahlen, die die Vollendung von etwas ausdrücken wollen,
Vieles aber bleibt offen. So stehen wir am Ende zwar gesegnet da- wie die Jünger- aber doch auch ein wenig ratlos. Es bleiben Fragen: Wo ist der Himmel, was ist der Himmel, was soll diese Art des Abschieds von den Jüngern und ganz merkwürdig: Warum freuten sich die Jünger?
Der Schlüssel zu allem liegt für mich in einer einzigen Einsicht: Der Text des Festes Christi Himmelfahrt, den wir eben aus Lukas gehört haben, ist letztendlich vor allem ein Text, der keine Aussage über Jesus macht, sondern eine über den Menschen.
Im Epheserbrief, den wir als zweite Lesung gehört haben, hieß es: Der Geist erleuchte euer Herz, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch Jesus berufen seid.
Darum geht es: WIR sind zur Hoffnung berufen. Und zwar durch das Geschehen an Jesus.
Gott ist immer der Handelnde. ER hat seinen Sohn in die Welt gesandt, ER hat ihn den Weg als leuchtendes Vorbild der Nächstenliebe gehen lassen, ER hat ihn dies mit aller Konsequenz bis ans Ende tun lassen, ER hat ihn aus dem Tod auferweckt und ER hat ihn zu sich in den Himmel geholt.
Alles, was an Jesus geschah, ist für uns geschehen.
Und da Jesus nicht nur ganz Gott war, sondern auch ganz Mensch, ist alles, was über Jesus gesagt wird, auch eine Aussage über uns, und zwar über uns als den Menschen, so wie Gott ihn gedacht hat.
WIR können leuchtende Vorbilder der Nächstenliebe sein, wenn wir uns ganz auf Gott einlassen, WIR können das mit aller Konsequenz bis ans Ende tun, WIR werden eines Tages aus dem Tod auferweckt und WIR werden zu Gott in den Himmel geholt.
Das ist die Kernaussage des heutigen Festes, so wie es die Kernaussage des gesamten Lebens Jesu ist: Was Gott an ihm getan hat, wird er auch an Euch tun.
Auf diesem Hintergrund ist auch verständlich, warum der Autor des Evangeliums ausdrücklich sagt, dass die Jünger sich freuten. Es war eine Botschaft, die sie da hörten, die ihnen etwas GAB und nicht eine Tatsache, die ihnen Jesus NAHM. Es ist doch sonst nicht zu verstehen, warum sie sich freuten, wo doch bei einem Abschied eigentlich zumindest auch eine Spur Melancholie eine Rolle hätte spielen sollen. Davon ist keine Rede;
Es scheint, dass ihnen war nach Lukas klar war, dass sie eines Tages genau das gleiche für sich erleben würden: Sie würden bei Gott sein, nicht so zweifelhaft, unvollständig und zaghaft wie am Tage der Himmelfahrt Jesu, sondern ganz. GANZ würden sie Gott erkennen und bekennen.
Damit ist aber auch klar, was der Himmel für den Christen ist.
Auch da helfen uns unsere Bilder ja nicht viel. Merkwürdigerweise sind diese ja oft von einer Art Langeweile bestimmt und ziemlich farblos. Man scheint es sich schlecht vorstellen zu können.
Umso auffälliger ist dagegen, wie bilderreich die Hölle dargestellt wird.
Gerade das Mittelalter ist voll von eindringlichen, furchteinflößenden Vorstellungen, die einen schaudern lassen. Merkwürdigerweise stellt sich bis heute eine Art von Beklemmung ein, wenn man die intensiven Bilder von Hieronymus Bosch beispielsweise betrachtet.
Vielleicht können wir uns das Böse leichter vorstellen als die ewige Liebe. Vielleicht ist der Mensch dem Teufel näher als Gott.
Die Aussage der Bibel über den Himmel allerdings ist ziemlich einfach und ergibt sich aus dem Geschehen von Christi Himmelfahrt: Himmel ist ganz bei Gott sein. Himmel ist überall dort, wo ich in einzelnen Momenten der Liebe ganz beim anderen und damit bei mir bin. Himmel ist dort, wo die Zeit stehen bleibt, Himmel ist dort, wo der Moment zur Ewigkeit wird. Schon jetzt in seltenen Erlebnissen der Liebe und der Versenkung erfahrbar wird der Moment der Ewigkeit eines Tages für uns zur Ewigkeit des Moments. Dann, wenn wir ganz bei Gott sind.